Aktuelle Wirtschafts- und Sozialdaten für Sambia

Sambia im Ländervergleich

 

Mit dem Index für die menschliche Entwicklung will der Human Development Report 2010 der Vereinten Nationen den Stand der Entwicklung der einzelnen Laender nicht nur am Nationaleinkommen sondern auch anhand der Lebenserwartung und Alphabetisierung messen. Im Ländervergleich soll gezeigt werden, ob und inwiefern die “Menschen eines Landes ein langes und gesundes Leben führen können, ob sie Bildungschancen haben und ob es ihnen freisteht, mit ihrem Wissen und ihren Talenten ihr Schicksal selbst zu gestalten”. Unter den 169 Laendern rangierte Sambia 2010 bei diesem Index auf Position 150. Gegenüber 2005 konnte es seine Position nur um +1 verbessern. Schlusslicht auf Position 169 ist ohne Veränderung Simbabwe.

 

Laut Human Development Report der UN betrug das Bruttonationalprodukt Sambias 2010 pro Kopf 1.359 US Dollar. In der Bundesrepublik Deutschland lag der Vergleichswert bei rund 35.308 US Dollar, für Kenia lag der Wert bei 1.628 US Dollar.

 

Die durchschnittliche Lebenserwartung von im Jahr 2010 geborenen Kindern lag in Deutschland bei 80,2 Jahren, in Kenia bei 55,6 Jahren, in Sambia bei 47,3 Jahren.

 

Die durchschnittliche Schulbesuchsdauer betrug 2010 in Deutschland

12,2 Jahre, in Kenia 7 Jahre, in Sambia 6,5 Jahre.

 

Bevölkerungsentwicklung

 

2010 hatte Sambia nach ersten Auswertungen des Zensus 2010 eine Bevölkerung von 13,04 Mio Einwohnern. 61 % Bevölkerung leben auf dem Land, 39 % in den Städten des Landes. 1990 lag die Bevölkerungszahl noch bei 7.759.161. Damit betrug der Bevölkerungszuwachs seit 1990 rd, 70%.

 

Rund 45% der sambischen Bevölkerung weisen ein Alter von bis zu 15 Jahren auf. Die Bevölkerungsgruppe im “produktiven” Alter von über 15 Jahren bis zu 35 Jahren ist aufgrund von AIDS und AIDS bedingten Krankheiten, wie z. B. Tuberkulose, von einer weit überdurchschnittlich hohen Sterblichkeit betroffen.

 

Die Fruchtbarkeitsrate sank von 5,7 Geburten je Frau in 2006 auf 5,6 Geburten in 2007. 

 

Die Säuglingssterblichkeit betrug 2006 79 Sterbefaelle, 2007 waren es

77 Sterbefälle per 1.000 Lebendgeburten.

 

Die Kindersterblichkeit bei den unter Fünfjährigen lag 2006

bei 124 Sterbefällen, 2007 bei 121 Sterbefällen per 1.000 Lebendgeburten.

 

2004 galten 50%, 2006  54% der Kinder im Alter von 3 bis 59 Monaten als chronisch unterernährt.

 

2006 galten 64% der Bevölkerung als arm, 50% als “extremely poor” und 14% als “moderately poor”. Nur 36% galten als “non-poor”.

 

Die absolute Zahl der Armen hat von 6 Mio in 1991 auf 7,5 Mio in 2006 zugenommen. Während sie bei der ländlichen Bevölkerung von 4 Mio auf knapp über 6 Mio stieg, ging jedoch die Zahl der städtischen Armen in diesem Zeitraum von knapp unter 2 Mio auf knapp über 1 Mio zurueck.

 

Landesweit ist nach UN-Angaben zur Zeit davon auszugehen, dass 14,2% der Bevölkerung HIV-positiv sind. In Lusaka sind es 19,7%. Frauen sind stärker betroffen als Männer. Nach einer 2007 veröffentlichten Studie lag die Infektionsrate bei Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren im Landesdurchschnitt bei 16,1%, bei Männern bei 12,3%. In Lusaka gelten 25% der Frauen als HIV-positiv.

 

Die starke Verbreitung des Virus liegt nicht nur darin begründet, dass Männer und Frauen gleichzeitig in mehreren sexuellen Beziehungen engagiert sind (Von 100 Neuinfektionen entfallen 71 auf diese Ursache). Viele Infizierte kennen ihren Status nicht und wollen ihn auch nicht kennen. So zeigen Befragungen, dass 73% der Befragten den HIV Test zwar befürworten. 75% der Befragten räumen aber ein, sich wegen der Furcht vor dem Testergebnis, 34% wegen der Angst vor Stigma und Diskriminierung, und 17% wegen der Überzeugung, dass bei ihnen kein Risiko besteht, nicht testen zu lassen.

 

Waisen: 2005 hatten 22 % der unter 15-jährigen Kinder in städtischen Haushalten und 16,4 % der Kinder in ländlichen Haushalten einen oder beide Elternteile verloren. Landesweit waren 4 % der unter 15jährigen waren Vollwaisen. Rund 50% der Waisen verloren die Eltern aufgrund von AIDS.

 

Nach neuesten Zahlenangaben belief sich die Zahl der Waisen in Sambia 2008 auf 1,3 Millionen Kinder (rund 10% der Gesamtbevölkerung) Die Tendenz ist weiter steigend. 2011 dürfte die Zahl der Waisen schätzungsweise 1,45 Millionen Kinder betragen.

 

Von HIV/AIDS betroffene Haushalte haben Schwierigkeiten, für den alltäglichen Bedarf ihrer Kinder zu sorgen: Nur 50 % der “orphans and other children made vulnerable (OVC)” hatten - so die 2005 Statistik - Kleidung zum Wechseln (two sets of clothing), ein eigenes Paar Schuhe und eine eigene Decke (own or shared).

 

 

Wirtschaftliche Entwicklung

 

Die aktuellen Wirtschaftsdaten weisen vor allem aufgrund des gestiegenen Kupferpreises auf einen wirtschaftlichen Aufschwung des Landes hin. In der Region Lusaka wirkt sich dieser Aufschwung sichtbar in einem Bauboom insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus aus.

 

Rd. 85% der sambischen Exporte betreffen Metalle, im wesentlichen Kupfer. Importiert werden vor allem Mineralöl, Maschinen und Investitionsgüer für den Bergbau.

 

Im Zuge der weltweit stark gestiegenen Nachfrage nach Kupfer ist der Kupferpreis von 2009   6.000 US Dollar auf auf über 10.000 US Dollar pro Tonne in 2011 gestiegen. Experten erwarten bis 2013 einen Anstieg auf 13.000 US Dollar. Lagen die gesamten sambischen Kupferexporte vor zehn Jahren noch bei einem Wert von 900 Mio US Dollar, hatten sie 2010 einen Wert von 7,2 Mrd US Dollar.

 

Das grösste strukturelle Problem der sambischen Wirtschaft ist, dass Sambia das geförderte Kupfer und andere Erze nicht im Land verarbeitet, somit die ganze damit verbundene Wertschöpfung im Ausland erfolgt. Würde die Verarbeitung des Kupfers im Land stattfinden, könnten die Fertigprodukte aus Kupfer für das 12- bis 13-fache des Rohkupferpreises exportiert werden.

 

Staatshaushalt

 

Das grösste entwicklungspolitische Problem des Landes ist, dass die Politik nicht in der Lage und willens ist, den Exportboom durch eine adäquate, im Interesse des Landes liegende Besteuerung der Minengesellschaften für die Entwicklung des Landes zu nutzen. 2010 flossen dem Staatshaushalt aus dieser Besteuerung weniger als drei Prozent des Wertes der sambischen Kupferexporte zu - 216 Mio US Dollar -, so der Finanzminister am 9. März 2011 in einer Fragestunde des Parlaments, um Ansprüche der Kommunen mit Minen auf einen Anteil an diesen Steuern abzuwehren. Gleichzeitig, auch das führte der Finanzminister in der Fragestunde aus, stieg die Auslandsverschuldung Sambias in den letzten Jahren um jährlich 200 Mio US Dollar an und lag Ende 2010 bei 1,28 Mrd US Dollar.

 

Hinzu kommt, dass der Minenbetrieb aufgrund des Fehlens strenger Umweltschutzauflagen mit enormen Umweltschäden verbunden ist. So gesehen nimmt Sambia aus den Kupferexporten nicht nur viel zu wenig ein. Letztlich zahlt es auf lange Sicht noch drauf.

 

Die Minengesellschaften konnten überdies ihre Gewinne in den letzten Jahren dadurch steigern, dass sie Subunternehmen mit der tatsächlichen Produktion in den Minen beauftragen. Für die Minenarbeiter hat dies zur Folge, dass sie aus ihren ursprünglichen, vergleichsweise gut bezahlten Arbeitsverhältnissen entlassen und zu erheblich verschlechterten Konditionen durch die Subunternehmen weiter beschäftigt werden.

 

Der sambische Staatshaushalt entspricht dem einer deutschen Grossstadt. Damit ist in dem eigentlich reichen Land eine ausgesprochen schwache Basis für staatliche Infrastrukturmassnahmen aller Art, insbesondere aber für Bildung gegeben, der langfristig eine Schlüsselbedeutung für die weitere Entwicklung des Landes zukommt. Wie wenig aus den Steuereinahmen für Entwicklungsmassnahmen zur Verfügung steht, wird auch daraus deutlich, dass allein die Hälfte des Steueraufkommens für die Entlohnung der 130.000 Staatsbediensteten Verwendung findet.

  

 

Quellen:

- UN Bericht über die menschliche Entwicklung 2010

- Unicef: Zambia – Situation Analysis of Children and Women 2008

- Central statistical office Zambia – www.zamstats.gov.zm